Die Situation auf den Wohnungsmärkten vieler deutscher Städte spitzt sich immer weiter zu. Der Zuzug ist seit Jahrzehnten ununterbrochen – dabei liegt Wohneigentum immer öfter in den Händen von Investmentfirmen, deren Prioritäten nicht den Bewohner:innen, sondern den Gewinnen gelten. Unter diesen Umständen bleiben vielen Menschen, die unsere Städte bewohnen, immer weniger Möglichkeiten, den eigenen Lebensraum mitzugestalten.
„We shape our tools and, thereafter, our tools shape us” (John Culkin) – wir formen unsere Werkzeuge und danach formen die Werkzeuge uns. Übersetzt man diese Aussage auf Städte, verdeutlicht sich der Interessenkonflikt zwischen gewinnorientierten und gesellschaftlich nachhaltigen Konzepten. Wir glauben, dass der Schlüssel zu zukunftsfähigen und lebenswerten Städten darin liegt, Bewohner:innen mehr Entscheidungskraft zuzuordnen und somit ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen.
Denn gemeinschaftliche Alternativen, die Antworten auf die Probleme konventioneller Miet- und Eigentumslösungen haben, gibt es bereits. In Baugemeinschaften und Genossenschaften wagen engagierte Bürger:innen das Experiment und arbeiten sich mühselig durch die Anforderungen und Prozesse langwieriger Planungs- und Verwaltungsphasen. Das Potenzial dieser Konzepte für die Stadtentwicklung ist groß – doch es trifft auf dem Weg in die Mitte des Immobilienmarktes auf Probleme verschiedenster Art.
In unserer Arbeit setzen wir uns mit der aktuellen Landschaft gemeinschaftlichen Bauen und Wohnens auseinander und sprechen mit Experten:innen aus der Branche. Wir sammeln Perspektiven verschiedener Stakeholder sowie positive und negative Erfahrungen. Basierend auf dieser Grundlage formen wir Hypothesen und schlagen Handlungsspielräume für Lösungen vor. Im angewandten Teil unserer Arbeit entwickeln wir aufbauend auf den Handlungsspielräumen mithilfe unserer gestalterischen Kompetenzen eine Modellgenossenschaft.
Mit unserer Masterthesis haben wir es uns zum Ziel gesetzt, einerseits das Bewusstsein und die Aufmerksamkeit für genossenschaftlich organisierte Bau- und Wohnprojekte anzuregen und andererseits mit den Instrumenten der strategischen Gestaltung Konzepte und Lösungsansätze zur Weiterentwicklung beizutragen. Als Ergebnis unseres Gestaltungsprozesses soll die Modellgenossenschaft wovum aufzeigen, wie Hypothesen und Handlungsspielräume in die Praxis umgesetzt werden können.
Durch unsere theoretische und angewandte Recherche konnten wir wichtige Erkenntnisse gewinnen, die uns beim Beantworten unserer Forschungsfrage weiterbrachten. Durch das Aufstellen von Hypothesen und anschließenden “How Might We”-Fragen (HMW-Fragen) wurde der Grundstein für das weitere methodische Vorgehen gelegt.
Die Handlungsspielräume der Bereiche gemeinschaftliches Bauen und Wohnen sowie genossenschaftlicher Organisationsstrukturen dokumentieren die Potenziale, die wir aus den gesammelten Informationen der Recherche und in den Gesprächen mit Experten:innen erarbeitet haben.
Resultierend ausden Erkenntnissen der Recherche und der Analyse verschiedener Bereiche wurden vor allem in genossenschaftlichen Strukturen Antworten auf die Vielzahl von Herausforderungen im Bereich gemeinschaftlicher Bau- und Wohnformen gefunden.
Unser Konzept soll exemplarisch aufzeigen, wie gestalterische und strategische Lösungen den Wirkungsbereich bestehender Modelle ausweiten oder gar neue Geschäftsmodelle etablieren können.